Alles über Stauden

Was versteht man eigentlich unter Stauden?

Stauden sind zwar ebenso wie Gehölze (Bäume und Sträucher) mehrjährige und ausdauernde Pflanzen, im Unterschied zu ihnen bilden sie jedoch kein Holz. Zum Herbst hin ziehen sie sich unter die Erde zurück und speichern Nährstoffe in Knollen, Wurzeln oder Rhizomen. Oberirdisch stirbt meist die ganze Pflanze ab (außer bei einigen wenigen immergrünen Stauden).

Auch Gräser und Farne zählen zu den Stauden, nicht aber Zwiebel-und Knollenpflanzen. Lavendel und Thymian zum Beispiel zählen zu den Halbsträuchern.

Für jeden Bereich des Gartens (sonnig, halb schattig, schattig, trocken, feucht, nass, sumpfig, sonnig, magerer Boden, fetter Boden,…) gibt es geeignete Stauden. Dabei wurden Wildstauden in ihren Formen, Farben und Eigenschaften nicht vom Menschen beeinflusst und entsprechen noch der ursprünglich in der Natur vorgefundenen Form. Beet-und Prachtstauden hingegen wurden in Form, Farbe und Eigenschaften durch Züchtung und Auslese zum Teil über viele Jahre hinweg an unsere Wünsche oder die Gegebenheiten unserer Klimazone und unserer Böden angepasst.

 

Staudenpflege im März…

Wenn es etwas wärmer wird, beginnen sich auch die ersten Triebe der Stauden wieder zu zeigen. Unkraut, das auch während des Winters langsam weiter gewachsen ist oder eine zum Schutz der Pflanzen im Herbst ausgebrachte Mulchdecke können nun die frischen kleinen Triebe der Stauden bedecken und in ihrem Wachstum behindern. Wenn die Beete jetzt von totem Pflanzenmaterial, überflüssigen Trieben befreit werden, hat die Pflanze genügend Platz zum Wachsen. Unkraut, das im Winter weiter gewachsen ist, kann jetzt mit wenig Aufwand gejätet werden, weil der Boden noch sehr locker ist. Außerdem bildet sich nicht so schnell wieder neues Unkraut, wenn es frühzeitig entfernt wurde. Wer bei der Bearbeitung des Bodens nach Schneckeneiern Ausschau hält und die Gelege vernichtet, erspart sich spätere Invasionen. Die Gelege bestehen aus hunderten kleiner weißer Eier, die aussehen wie Perlen. Wenn der Boden sich ein paar Tage nach dem Lockern etwas gesetzt hat, können neue Pflanzen gesetzt werden. Vor dem Pflanzen neuer Stauden sollte die Erde gelockert werden, zum Beispiel mit der Grabegabel.

Einige Arten wie Kornblumen und Wicken können jetzt schon gesät werden. Allerdings sollte man die Fläche gegen Frost mit einem Pflanzenvlies abdecken.

Eine erste Düngung mit Kompost hilft vielen Pflanzen beim Austrieb – manche allerdings, wie zum Beispiel Akelei, Thymian, Blaukissen, Gänsekresse, Glockenblume, Grasnelke, Nachtkerze, Schleifenblume, Seifenkraut, Teppichphlox und andere Steingartenpflanzen mögen gerne mageren Boden und sollten nicht zu oft gedüngt werden.

Ziergräser kann man während des Winters gut stehen lassen. Sie sehen dekorativ aus und die verwelkten Halme schützen die Pflanze vor Kälte. Im März werden sie bis auf eine Hand breit über dem Boden zurückgeschnitten. Darunter haben sich oft schon neue kleine Halme gebildet.

 

…und später im Jahr

Vor der Blüte ist eine erneute Düngergabe sinnvoll. Wenn man verwelkte Blüten herausschneidet, bilden viele Stauden neue Blüten, sodass die Blütezeit verlängert wird. Dazu sind eine weitere Düngergabe und ausreichendes Wässern sinnvoll. Mit  dem Schnitt nach der Blüte wird auch die Selbstaussaat verhindert. Die Nachkommen vieler Zuchtformen sehen anders aus als das gekaufte Exemplar und die nachwachsenden Pflanzen können unbemerkt die Mutterpflanze im Laufe der Zeit erdrücken, wenn sie an dergleichen Stelle mitwachsen. Nicht selten bemerkt man erst in einem der  folgenden Jahre anhand der weniger prachtvollen Blüten, dass sich eine wunderschöne Zuchtstaude ausgesandt hat und schon geraume Zeit von ihren eigenen Nachkommen bedrängt wird. Wer gerne experimentiert, nimmt vielleicht gezielt Samen ab, streut sie an markierten Stellen wieder aus und beobachtet, was sich da zeigt. Allerdings bieten Samenstände auch Vögeln und Insekten Futter, das man ihnen vorenthält, wenn man alle Samenstände regelmäßig entfernt. Ameisen lieben z.B. die winzigen Samen von Hornveilchen. Sie ernähren sich von dem fettrechen Anhängsel und lassen den eigentlichen Samen dann irgendwo im Garten liegen, wo er vielleicht später für uns unerwartet zu einer neuen Pflanze heranwächst.

Bei einigen Arten, wie zum Beispiel Pfingstrosen, verhindert das Herausschneiden der verwelkten Blüten auch, dass die Pflanze zu viel Kraft für die Samenbildung verwendet. Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass die Samen von Pfingstrosen in unseren Gärten keimen und austreiben.

Einige Stauden mögen es, nach der Blüte bis auf den Boden zurückgeschnitten zu werden. Beinwell, Lungenkraut und viele Arten des Storchschnabels können so zu einer zweiten Blüte angeregt werden (Remontierschnitt).  Frauenmantel, Geranium-Arten und polsterbildende Steingartenstauden neigen auch dazu, nach der Blüte auseinanderzufallen. Der Verjüngungsschnitt führt dazu, dass die Pflanze gesund und kompakt aussieht und nicht vergreist.

Dünger sollte genau dosiert sein, um eine Überdüngung zu vermeiden, die nicht nur zu überflüssigem Blatt-und Triebwachstum führt, sondern auch die Krankheitsanfälligkeit steigern und Standfestigkeit beeinträchtigen kann. Zudem werden überflüssige Düngegaben durch den Regen ins Grundwasser gespült und verunreinigen es so. Eine kostengünstige Möglichkeit zur Düngung, die dem Boden und der Pflanze guttut, ist Kompost. Wer selbst noch keinen hat, kann städtischen Kompost verwenden, wenn er wie z.B. an der Ablage-Stelle hier in Bochum-Riemke an der Hiltroper Strasse nur von Friedhöfen und  Parkanlagen stammt und somit keine für Kleingärten schädlichen Stoffe enthält (laut Information eines Mitarbeiters der Stadt Bochum).

Um Stauden das Überwintern zu erleichtern, ist eine Düngung ab August generell nicht mehr sinnvoll. Die Pflanze entzieht im Spätsommer und Herbst den Trieben noch viele Nährstoffe, die sie unterirdisch eingelagert. Eine eventuell durch späte Düngung angeregte Bildung neuer Triebe ist wenig sinnvoll, da diese meist nicht stark genug sind, um den Winter zu überleben. Das jahreszeitlich nicht angemessene Wachstum und das anschließende Absterben neuer Triebe belasten die Pflanze.

Stauden, die besonders standfest sind, wie die Astilbe und die Purpur-Fetthenne, kann man über den Winter stehen lassen, weil sie von Raureif oder Schnee überzogen sehr dekorativ aussehen. Diese Pflanzen werden jetzt im März zurückgeschnitten.

Einen regelrechten Winterschutz brauchen die meisten Stauden nicht; allerdings kann eine Abdeckung im ersten Winter nach der Neupflanzung sinnvoll sein. Nur einige Stauden (z.B. die Fackellilie), die ursprünglich aus wärmeren Regionen der Erde stammen, benötigen einen besonderen Winterschutz. Oft ist es nicht nur die Kälte, sondern vor allem das gefrierende Wasser, über längere Zeit einwirkendes Eiswasser oder das Gewicht des Schnees, die der Pflanze ernsthaften Schaden zufügen. Oft hilft es,  wenn man immergrüne Blätter zum Schutz vor Kälte und Nässe zusammenbindet. Gerade bei diesen empfindlichen Stauden ist es auch wichtig, darauf zu achten, dass sie in durchlässiger Erde stehen, um Staunässe und gefrierendem Wasser an den Wurzeln vorzubeugen.

 

Haben sie schon einmal Blütenstauden geteilt?

Stauden können mehrere Jahre lang an der gleichen Stelle im Garten stehen und gedeihen. Einige Jahre nach ihrer Pflanzung blühen Stauden jedoch weniger stark, fallen auseinander, verkahlen in der Mitte oder bedrängen sich gegenseitig, weil sie zu groß geworden sind. Dann ist es sinnvoll, diese Pflanzen zu teilen. Wenn sie danach an eine neue Stelle versetzt werden, beugt man zudem Krankheiten, Schädlingsbefall und einem einseitigen Auslaugen des Bodens vor.

Zur Teilung geeignet sind alle Stauden, die Wurzelausläufer bilden oder sich durch Rhizome verbreitern, also zum Beispiel Astern, Chrysanthemen, Federnelke, Frauenmantel, Funkien, Herbstanemomen, Hornveilchen, Kuhschelle, Lupinen, Mädchenauge, Margeriten, Purpursonnenhut, Rittersporn und Storchschnabel.

Auch Baldrian und andere Kräuter lassen sich ebenso problemlos teilen wie einige Wasserpflanzen.

Stauden, die eine tiefe Pfahlwurzel bilden, können nicht geteilt werden.

Pfingstrosen sollten an ihrem Ort bleiben dürfen und erreichen so ein sehr hohes Alter. Funkien können gut geteilt werden, wachsen aber ebenso wie Christrosen lieber ungestört.

Am günstigsten ist es, Stauden zu teilen, wenn der Winter endet  und der Boden frostfrei und nicht mehr nass ist, also kurz bevor sie im Frühjahr neu austreiben. Möglich ist es auch, den Spätsommer und Herbst ab September zu nutzen. Auf gar keine Fälle sollten Stauden während der Wachstumsperiode geteilt werden. Da die Pflanze nicht während oder direkt vor oder nach der Blüte geteilt werden sollte, ergeben sich je nach Sorte unterschiedliche Zeitpunkte als optimal für eine Teilung. Im März können beispielsweise Staudenphlox, Herbstastern und Gräser gut geteilt werden, Polsterstauden hingegen „ganzjährig“ (nicht im tiefen Winter), da sie schnell neue Wurzeln bilden.

Zur Vorbereitung werden zuerst abgestorbene und verwelkte Teile aus dem vergangenen Jahr abgeschnitten. Es ist in vielen Fällen durchaus sinnvoll, verwelkte Teile nicht schon im Herbst zu entfernen, da die Pflanze ihnen noch Nährstoffe entzieht und in den Knollen, Wurzeln oder Rizomen speichert. Zudem schätzen die abgestorbenen Pflanzenteile die darunter liegenden vor Kälte und Frost.

Dann wird die Pflanze komplett ausgegraben. Der Wurzelballen kann nun – je nach Größe – mit dem Spaten oder Messer geteilt werden. Manche Stauden (zum Beispiel Gräser oder Dahlien) lassen sich auch gut mit der Hand auseinander reißen. Soweit vorhanden, kann man dazu  Ansätze der Stängel vom vergangenen Jahr auseinander ziehen. Der innere Teil des Wurzelballens wächst nicht mehr so gut und wird nicht wieder eingepflanzt.

Herabhängende und tote Wurzeln werden abgeschnitten. Anhand von Fotos aus dem vergangenen Sommer kann noch einmal das Gesamtbild des Beetes zu überprüft oder eine Umgestaltung geplant werden.

Im Boden eventuell noch verbliebenes Wurzelwerk sollte entfernt werden, ebenso Unkraut. Dann können die neuen Pflänzchen mit etwas Kompost wieder genauso tief eingesetzt werden wie zuvor. Wenn der Boden sehr fest und lehmig ist (wie bei uns in Riemke), kann der Pflanzerde etwas Sand beigemengt werden, um ihn zu lockern und durchlässiger zu machen.

Überzählige Teilstücke können verschenkt werden, in Blumentöpfe gepflanzt den Balkon verzieren oder im Hochsommer Lücken im Blumenbeet füllen. Einige von ihnen vertragen es auch während des gesamten Jahres an einer warmen Stelle im Topf gehalten werden (zum Beispiel Funkien, Bergenien, Taglilien, Goldgarbe und  Rudbeckien).

 

Was sind eigentlich Wurzelschnittlinge?

Wurzelschnittlinge sind eine weitere gute Möglichkeit, Stauden zu vermehren, die sich vor allem für Pflanzen mit fleischigen Wurzeln eignet, Beispiel Brombeeren, Himbeeren, Lavendel, Polsterglockenblume, Salbei, Tränendes Herz, Schleifenblume, Trompetenblume , Türkenmohn, Japan-Anemone, Königskerze, Kokardenblume, Primel, Storchschnabel  und Zierquitte.

5 – 10 cm lange Stücke werden von den Wurzeln abgetrennt, in Blumentöpfe mit einem Gemisch aus Sand und Blumenerde gesteckt und etwa 2 cm hoch mit Sand bedeckt. Dabei sollten sie ihre Wuchsrichtung beibehalten können („Oben“ bleibt oben, „Unten“ bleibt unten). Wenn die Wurzelschnittlinge im Herbst gepflanzt werden, sollten Sie den Winter über kühl gelagert und feucht gehalten werden. Sobald der Austrieb sichtbar wird, brauchen die Pflanzen Licht.

Außer diesen beiden Arten der Vermehrung – durch Teilen oder Wurzelstecklinge – gibt es noch weitere, die jeweils für bestimmte Stauden besonders geeignet sind: neue Pflanzen gewinnt man zum Beispiel auch durch Absenker, Steckhölzer, Stecklinge, Sproßausläufer, Wurzelausläufer, Knollen, Zwiebelschuppen, Brutzwiebeln und Samen.

 

Eure Fachberatung

Veranstaltungshinweis für alle, die jetzt hellhörig geworden sind:

Lichtbildervortrag: „Stauden teilen – Verjüngung und Vermehrung“

Zeit:       Samstag, 6. Oktober 2012, 15:30 Uhr

Ort:         Ballettzentrum im Westfalenpark, Florianstr. 2, 44139 Dortmund

Detallierte Infos hier

 

Alle Bilder von Michael Schröder.
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